2021
wird das „Superwahljahr“ – Zeit, Deutschland und seine Forschung fit für die
Zukunft zu machen! Die moderne, humanbasierte Forschung kann nämlich mehr als
vielen bisher bekannt ist, so dass es dringend einen Ausstiegsplan aus dem
veralteten, ineffektiven System Tierversuch geben muss. Politisch motiviert,
wie in vielen anderen Ländern auch, muss dies fester Bestandteil der
Parteiprogramme werden.
Daher fordert das Bündnis „Ausstieg aus dem Tierversuch.
JETZT!“ aus 15 Tierschutzvereinen die Parteien und die einzelnen Politiker auf,
sich für die Verankerung eines Masterplans zum Ausstieg aus dem Tierversuch
stark zu machen und in die Parteiprogramme zu integrieren.
Was Tierversuchsgegner schon seit Jahrzehnten betonen, wird
zunehmend von angesehenen Spitzenforschern bestätigt, dass Tierversuche keine
verlässlichen Ergebnisse bringen, langwierig und zudem teuer sind. Die
Literatur und Untersuchungen belegen dies: wissenschaftliche Publikationen
(1-3) zeigen, dass weniger als 1% der Ergebnisse aus Tierversuchen auch auf den
Menschen übertragbar sind – und bei selbst dieser so verschwindend geringen
Zahl muss man bedenken, dass auch das erst in der Retrospektive beurteilt
werden kann: wenn man also etwas beim Menschen gefunden oder getestet hat. Dann
wundert es einen auch nicht sonderlich, dass im Durchschnitt sage und schreibe bis
zu 95% der Medikamente, die in Tieren nebenwirkungsarm und wirksam waren, gar
nicht auf den Markt kommen (4). Hauptgründe: sie wirken beim Menschen nicht
oder verursachen (schwere) Nebenwirkungen.
Als „Vorhersagemodell“ taugen Tierversuche also überhaupt nicht. Eine Reaktion eines Tieres kann nicht sicher vorhersagen, wie der Mensch reagiert. Daher führen Tierversuche auch nicht zu einer erhöhten Sicherheit für den Menschen, wie Befürworter immer gerne behaupten.
Dem gegenüber stehen tierleidfreie Methoden wie Mini-Organe,
die aus menschlichen Zellen mittels Rückprogrammierung gewonnen werden können.
Diese können auf Chips miteinander verschaltet werden und ein simuliertes
Kreislaufsystem verbindet und versorgt diese. So können Medikamente und ihre
Abbauprodukte untersucht werden – viel schneller, günstiger und verlässlicher. Bis
zu 10 Organe können bereits verbunden werden (5). Die NASA schickte sogar schon
einen Immun-Chip zur ISS (6). 3D-Drucker kennen die meisten, aber
spezialisierte Drucker können sogar Gewebe wie Haut oder Knorpel, Knochen und
sogar schon Mini-Herzen fabrizieren (7).
Weitere Infos zu tierversuchsfreien Methoden >>
Trotz unzureichender Finanzierung haben sich diese Methoden
in den letzten Jahren enorm entwickelt. Andere Länder sind hier schon viel
weiter: Die Niederlande stellten bereits 2016 ein Strategiepapier vor, wie
zumindest in Teilbereichen aus dem Tierversuch ausgestiegen werden kann (8).
Großbritannien (9), die USA (10) und zuletzt Norwegen (11), haben ebenfalls
eigene Vorschläge entwickeln, um den überfälligen Paradigmenwechsel hin zu
zukunftsweisenden tierversuchsfreien Verfahren einzuleiten.
Die meisten dieser Strategien sind politisch motiviert –
wenn Deutschland seinem Anspruch als Forschungsstandort gerecht werden will,
muss folglich politisch gehandelt werden: mit einem konkreten Ausstiegsplan.
Nach einer aktuellen
EU-weiten Umfrage sprechen sich fast drei Viertel der EU-Bürger für einen
Ausstiegsplan aus dem Tierversuch mit verbindlichen Zielen und Fristen aus (12).
76 Prozent der Deutschen wünschen zudem, dass die EU mehr Forschungsgelder in die Entwicklung von tierversuchsfreien Verfahren investiert. Die Zahlen decken sich mit den Ergebnissen einer im März 2017 in Deutschland durchgeführten repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa (13).
Danach lehnt der überwiegende Teil der Deutschen Tierversuche ab. Fast 70 Prozent wünschen einen Ausstiegsplan nach dem Vorbild der Niederlande.
Politiker und Ihre Parteien müssen das eindeutig als mehrheitlichen Wählerwillen anerkennen.
Schon 2010 haben die
EU-Mitgliedstaaten vereinbart, Verfahren mit lebenden Tieren für
wissenschaftliche und Bildungszwecke vollständig zu ersetzen, sobald dies
wissenschaftlich möglich ist (14). Bisher gibt es jedoch keine Belege, dass
dieses langfristige Ziel von Deutschland politisch konsequent verfolgt wird.
Deutschland hat so gesehen jetzt nicht nur die Möglichkeit, sondern vielmehr die
Pflicht, ein zukunftsorientiertes Zeichen zu setzen.
Was die Bundesregierung
in den letzten Jahren diesbezüglich getan hat, ist nicht einmal ansatzweise
zufriedenstellend. Auch wenn Tierversuchs-Befürworter und die verantwortlichen
Ministerien anderes behaupten: Die Förderung der 3R-Forschung liegt bei unter
1% verglichen mit der Finanzierung der tierexperimentellen Forschung (15).
Diese geringe Förderung fließt zudem nicht nur in den tatsächlichen Ersatz
(Replace), sondern auch in die „Verbesserung“ und „Reduzierung“ von
Tierversuchen. Zudem zeigen die nach wie vor steigenden Tierversuchszahlen,
dass das Prinzip in der Praxis nicht greift.
Aus diesem Grund ist es
dringend erforderlich, die Forschungsgelder im Sinne eines umfassenden
Ausstiegs-Konzepts umzuschichten. Die neuen, tierfreien Verfahren haben sich
trotz unzureichender Finanzierung aufgrund des wissenschaftlichen und
technologischen Fortschritts innerhalb nur eines Jahrzehnts rasant entwickelt.
Damit ihr ganzes Potenzial genutzt werden kann, ist jedoch eine gezielte
Förderung notwendig. Es wäre unverantwortlich den Menschen und Tieren
gegenüber, die bestmöglichen Optionen nicht zu unterstützen.
15.02.2021 - Briefaktion „Ausstieg aus dem Tierversuch in die Wahlprogramme“ >>
22.02.2021 - Twitter-Aktion an Politiker >>
08.04.2021 - Bus-Werbung für den Ausstiegsplan >>